Batterielade- und Entladerate bei Android messen

Wenn die Akkulaufzeit schlechter erscheint als erwartet oder du die Leistung eines Ladegeräts überprüfen willst, liefern Messungen der Lade- und Entladerate messbare Werte, mit denen du handeln kannst. In diesem Leitfaden erfährst du, wann du messen solltest und wie du es kostenlos auf einem Android-Gerät machst.
Warum die Lade- und Entladerate messen
Der eingebaute Akkuzähler von Android gibt einen guten Überblick über Ladegeschwindigkeit und Entladung. In manchen Fällen sind jedoch exakte Messwerte in Milliampere (mA) hilfreich. Typische Gründe sind:
- Ermitteln, welches Ladegerät oder Kabel die beste Leistung liefert. Einfach nacheinander anschließen und vergleichen.
- Verhalten bei verschiedenen Ladezuständen beobachten, z. B. von sehr leer bis voll.
- Unregelmäßigkeiten aufdecken, etwa plötzliche Abfälle der Ladegeschwindigkeit.
- Bessere Schätzung der verbleibenden Laufzeit bei spezifischer Nutzung (z. B. ein Spiel).
- Einfluss einzelner Apps oder Energiesparmaßnahmen quantifizieren.
- Frühe Hinweise auf Hardwareprobleme durch unerwartete Entladeraten.
Messgrundlage und Limitationen
Wir verwenden Daten aus dem Battery Management System (BMS) des Telefons. Das BMS misst Stromfluss direkt an der Batterie. Diese Messungen berücksichtigen nicht Verluste durch Wandlung, Kabelwiderstand oder Verbrauch der internen Elektronik. Für Alltagstests und zum Aufdecken von Anomalien sind die Werte jedoch ausreichend.
Wichtig: Die Werte sind Schätzungen der Hardware. Sie sind nützlich für Vergleiche und Trends, ersetzen aber nicht professionelle Labor-Messgeräte.
Ampere benutzen, um Lade- und Entladeraten zu verfolgen
Wir empfehlen die kostenlose App Ampere. Sie ist einfach und zeigt die für Berechnungen nötigen Werte. Vor der Messung stelle das Telefon in den gewünschten Zustand. Beispiel: Für Spitzenladeleistung sollte der Akku unter 20 % liegen.
Starte die App und warte mindestens 15–20 Sekunden, bis sich die Messwerte stabilisiert haben. Entlade-Messungen erscheinen orange, Lade-Messungen grün.
In der Anzeige sind die Stromstärke in Milliampere und die Spannung (Volt) am wichtigsten.
Zahlen richtig interpretieren
Du kannst die Rohwerte je nach Bedarf umrechnen. Zwei häufige Umrechnungen sind:
mA in Watt umrechnen
- Teile mA durch 1000 → A (Ampere).
- Multipliziere A mit Spannung (V) → Leistung in Watt (W).
Beispiel:
2850 mA ÷ 1000 = 2,850 A
2,850 A × 3,961 V = 11,29 W
Das bedeutet: Die Batterie nimmt aktuell etwa 11,29 W auf. Das kann deutlich unter der Nennleistung eines Ladegeräts liegen (z. B. 33 W). Gründe sind Wandlungsverluste, Geräteverbrauch im Betrieb und Verhandlungen zwischen Telefon und Ladegerät.
mA in Prozent pro Stunde umrechnen
Formel: (mA ÷ Akkukapazität in mAh) × 100 = % pro Stunde
Beispiel:
350 mA ÷ 5500 mAh × 100 = 6,36 % pro Stunde
Das hilft, abzuschätzen, wie schnell der Akkustand bei einer bestimmten Nutzung sinkt.
Tipp: Wenn du unsicher bist, mache einen Screenshot der Ampere-Anzeige und teile ihn mit einem Berechnungs-Tool oder rechne mit einem Taschenrechner nach.
Praxis-Anleitung: Schritt-für-Schritt‑Methodik
- Ziel festlegen: Willst du Spitzenladeleistung, durchschnittliche Entladung bei Nutzung oder den Einfluss einer App testen?
- Vorbereitung: Schalte unnötige Hintergrund-Apps aus, oder dokumentiere genau, welche aktiv sind. Setze Bildschirmhelligkeit, Netzverbindungen und Energieprofile auf fest definierte Werte.
- Start: Öffne Ampere, warte 15–20 Sekunden. Notiere mA und V. Mache mehrere Messungen über 1–3 Minuten und berechne den Mittelwert.
- Umrechnen: Verwende die oben genannten Formeln für Watt oder %/h.
- Vergleich: Tausche Kabel oder Ladegerät aus, wiederhole die Messung. Führe A/B-Vergleiche unter den gleichen Bedingungen durch.
- Dokumentation: Halte Datum, Akkustand, App-Version und Messwerte fest. So vergisst du keine Kontextfaktoren.
Wann Messergebnisse unzuverlässig sind
- Wenn im Hintergrund stark schwankende Lasten laufen (z. B. Downloads, Spiele, Standortfreigabe).
- Bei Aktivierung von Schnellladeprotokollen, die phasenweise verhandeln.
- Wenn das Telefon wärmer wird: Thermische Drosselung senkt die Ladegeschwindigkeit.
- Bei falscher Kalibrierung des BMS oder bei alterndem Akku weichen absolute Zahlen stärker ab.
Wichtig: Nutze Messungen vor allem für Vergleiche und Trendbeobachtungen, nicht als absolute Laborwerte.
Alternative Messmethoden
- Externer USB-Leistungsmesser (Inline-Power-Meter): Misst tatsächlichen Strom und Spannung am Kabel. Genauere physikalische Messung, insbesondere für Ladegerät-Tests.
- Hersteller-Tools und Service-Apps: Einige Hersteller bieten tiefere Diagnosen per Service-Menü an.
- Log-Analyse: Bei Entwicklermodus und adb-Tools lassen sich Batteriestrom-Logs auslesen. Das erfordert technische Kenntnisse.
Vorteil externer Messgeräte: Sie erfassen Verluste durch Kabel und Erwärmung und sind unabhängig vom internen BMS.
Heuristiken und Faustregeln
- Erwartung bei Spitzenladeversuchen: Ampere-Werte liegen häufig bei 60–75 % der auf dem Ladegerät angegebenen Leistung, außer bei idealen Bedingungen und sehr niedrigem Akku.
- Für Alltagsvergleiche: Wiederhole Messungen mindestens dreimal und notiere den Median anstelle des Mittelwerts, um Ausreißer zu reduzieren.
- Bei Entladungsmessungen: Testdauer ≥ 10 Minuten liefert stabilere Durchschnittswerte als kurze Messungen.
Faktenbox mit typischen Werten
- Bildschirmhelligkeit (mittel): zusätzliche 200–500 mA Verbrauch.
- Standby (WLAN aktiv, keine Nutzung): 10–50 mA.
- Gaming mit GPU-last: 1000–2500 mA (stark geräteabhängig).
- Schnellladen beworben: 18–65 W je nach Protokoll; gemessene Batterieaufnahme oft deutlich niedriger.
Diese Werte sind Richtwerte. Abweichungen sind normal und modellabhängig.
Rolle-basierte Checklisten
Benutzer, der nur vergleichen will:
- Akku auf <20 % bringen für Spitzenlade-Test.
- Gleiche Kabel/Netzteil-Kombinationen verwenden.
- Drei Messungen machen und mittleren Wert nutzen.
Techniker/Servicetechniker:
- Externes USB-Leistungsmessgerät bereithalten.
- Thermische Bedingungen dokumentieren.
- Logdateien (adb) für tiefergehende Analysen sammeln.
App-Tester/Entwickler:
- Testskripte zur Lastgenerierung verwenden (TL;DR: konstante Last).
- Messungen bei definierten UI-States wiederholen.
- Unterschiedliche Android-Versionen vergleichen.
Maßnahmen bei Auffälligkeiten
- Langsames Laden: Test mit anderem Kabel und Ladegerät; wenn Problem bleibt, Akku und Ladeelektronik prüfen lassen.
- Plötzliche Entladerate: Identifiziere App mit hohem Verbrauch; deinstallieren oder Hintergrundaktivitäten einschränken.
- Starke Wärmeerzeugung: Ladung unterbrechen und Gerät abkühlen lassen; Erwärmung kann Drosselung auslösen.
Glossar (1 Zeile pro Begriff)
- BMS: Battery Management System, die Hardware/Software, die Batteriestrom und -spannung überwacht.
- mA: Milliampere, Maßeinheit für Stromstärke.
- mAh: Milliamperestunden, Kapazitätsangabe eines Akkus.
- V: Volt, elektrische Spannung.
- W: Watt, elektrische Leistung.
Kurze Zusammenfassung
Messungen mit Ampere sind eine einfache und effektive Methode, um Lade- und Entladeverhalten zu verstehen. Nutze die Werte für Vergleiche, Trendanalysen und zur Fehlersuche. Bei kritischen oder professionellen Tests empfiehlt sich ein externes Messgerät.
Wichtig: Messe immer unter reproduzierbaren Bedingungen und dokumentiere Kontext (Akkustand, aktive Apps, Temperatur). So erhalten deine Vergleiche Aussagekraft.
Hinweise
- Diese Anleitung vermeidet Laborpräzision; sie dient Alltagstests und der Fehlererkennung.
- Wenn du unsicher bist, lass das Gerät von einem Fachbetrieb prüfen.