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CentOS 7 auf CentOS 8 upgraden — In‑place Anleitung

4 min read Systemadministration Aktualisiert 21 Oct 2025
CentOS 7 auf CentOS 8 upgraden — Anleitung
CentOS 7 auf CentOS 8 upgraden — Anleitung

Wichtig: CentOS 8 wurde am 23. September 2019 veröffentlicht. Es gibt keine offizielle, voll unterstützte In‑Place‑Upgrade‑Methode für alle Setups. Verwenden Sie diese Anleitung nur in Testumgebungen oder nach ausreichender Risikoanalyse.

CentOS-Installationsmedium

Ziel und Reichweite

Ziel: Ein funktionierendes In‑Place Upgrade von CentOS 7 auf CentOS 8 auf einem x86_64 System.

Einschränkungen: Nicht alle Drittanbieter‑Pakete, Kernel‑Module oder proprietäre Repositories werden kompatibel sein. Minimal‑ISO (≈800 MB statt 6 GB) wurde zur Zeit der Veröffentlichung nicht offiziell angeboten.

Voraussetzungen

  • Vollständiges, getestetes Backup (Festplatten‑Image, Konfigurationsdateien, Datenbanken). Eine schnelle Wiederherstellung muss möglich sein.
  • Konsolen‑ oder IPMI/Zabbix‑KVM‑Zugriff falls grafische Konsole nicht verfügbar ist.
  • Root‑Zugriff oder sudo.
  • Mindestens 10–20 % freien Speicherplatz in /boot und auf der Root‑Partition.
  • Kenntnis installierter Drittanbieter‑Repos (EPEL, Remi, IUS etc.).

Vorbereiten: Repositories und Tools

  1. EPEL für CentOS 7 installieren:
yum -y install https://dl.fedoraproject.org/pub/epel/epel-release-latest-7.noarch.rpm
  1. Hilfsprogramme installieren:
yum -y install rpmconf yum-utils
  1. Konflikte in Konfigurationsdateien prüfen und bereinigen:
rpmconf -a

Ausgabe von rpmconf-Befehl

Wählen Sie bei Abfragen meist “Keep Default” wenn Sie unsicher sind. Ziel ist, Konfigurationsdateien nicht unabsichtlich zu überschreiben.

  1. Unnötige Pakete auflisten und entfernen:
package-cleanup --leaves
package-cleanup --orphans
  1. DNF (RPM‑basiertes Paketwerkzeug) installieren:
yum -y install dnf
  1. Yum entfernen und alte YUM‑Konfiguration löschen:
dnf -y remove yum yum-metadata-parser
rm -Rf /etc/yum

Hinweis: Entfernen von yum ist optional, erleichtert aber sauberen Wechsel zu DNF.

System aktualisieren und Release‑Pakete installieren

  1. System mit DNF aktualisieren:
sudo dnf -y upgrade
  1. CentOS 8 Release‑RPM einspielen:
dnf -y upgrade http://mirror.bytemark.co.uk/centos/8/BaseOS/x86_64/os/Packages/centos-release-8.0-0.1905.0.9.el8.x86_64.rpm
  1. EPEL für CentOS 8 aktualisieren:
dnf -y upgrade https://dl.fedoraproject.org/pub/epel/epel-release-latest-8.noarch.rpm
  1. Repository‑Cache bereinigen:
dnf clean all
  1. Alte Kernel und problematische Pakete entfernen:
rpm -e `rpm -q kernel`

und bei Paketen, die Konflikte verursachen:

rpm -e --nodeps sysvinit-tools

Das Upgrade ausführen

Führen Sie das eigentliche DNF‑Sync mit Releaseveränderung aus:

dnf -y --releasever=8 --allowerasing --setopt=deltarpm=false distro-sync

Anschließend Konfigurationsdateien erneut prüfen:

rpmconf -a

Installieren und prüfen Sie den neuen Kernel:

rpm -e kernel-core
dnf -y install kernel-core

Stellen Sie sicher, dass GRUB im richtigen Gerät installiert ist:

ROOTDEV=`ls /dev/*da|head -1`;
echo "Detected root as $ROOTDEV..."
grub2-install $ROOTDEV

Installieren Sie das minimale Paketset (Core + Minimal Install):

dnf -y groupupdate "Core" "Minimal Install"

Überprüfen Sie die Version:

cat /etc/centos-release

CentOS Boot-Bildschirm

Abnahmekriterien

  • System bootet erfolgreich mit dem neuen Kernel und landet in einem Multi‑User Target.
  • Wichtige Dienste (SSH, Web‑Server, Datenbank) starten ohne Fehlermeldungen.
  • Konfigurationsdateien sind geprüft und angepasst (z. B. systemd‑Units, NetworkManager).
  • Backups sind intakt und Rückspielung möglich.

Häufige Fehler und Lösungen

  • Paketkonflikte: Entfernen Sie problematische Drittanbieter‑Pakete oder suchen Sie nach passenden CentOS‑8‑Replacements.
  • GRUB nicht aktualisiert: Prüfen Sie ROOTDEV und führen Sie grub2‑install erneut aus.
  • Kernel fehlt: dnf -y install kernel-core erzwingen.
  • Dienste starten nicht: journalctl -b –priority=err und systemctl status prüfen.

Rollback‑ und Notfallplan

  1. Vor dem Upgrade: Vollständiges Image‑Backup (dd, Clonezilla, Snapshot) anfertigen.
  2. Falls Bootfehler auftreten: Booten von Rescue‑Medium, Mounten der Root‑Partition und Restore des Backups.
  3. Alternativ: Paketstatus mit rpm‑Dumps notieren, um gezielt Pakete zu downgraden.

Wann kein In‑Place Upgrade verwenden

  • Produktive Systeme mit strengen SLAs.
  • Systeme mit vielen proprietären Kernel‑Modulen oder Drittanbieter‑Repos.
  • Wenn Zeit für Tests und Rollback nicht eingeplant ist.

Alternative Ansätze

  • Frische Neuinstallation von CentOS 8 und Migration der Daten und Konfigurationen.
  • Parallele Migration: Neues System parallel aufsetzen, Daten synchronisieren, DNS/LoadBalancer umschalten.
  • Verwenden von Red Hat/official tools (z. B. Leapp) wenn die Distribution dies unterstützt.

Kompatibilität und Migrationstipps

  • Prüfen Sie Drittanbieter‑Repo‑Kompatibilität (EPEL8, Remi für PHP, IUS etc.).
  • Systemd‑Änderungen: Überprüfen Sie Unit‑Files und nutzen Sie systemctl daemon‑reload.
  • Netzwerk: NetworkManager ersetzt teilweise legacy network scripts.

Checkliste für Rollen

  • Systemadministrator: Backup verifizieren, Paketlisten speichern, GRUB prüfen.
  • DevOps: CI‑Tests gegen CentOS 8 Images ausführen, Container/Images prüfen.
  • IT‑Manager: Wartungsfenster kommunizieren, Rollback‑Plan freigeben.

Kurzglossar

  • DNF: Neuer Paketmanager (Dandified Yum).
  • RPM: Paketformat und Paketverwaltung.
  • EPEL: Extra Packages for Enterprise Linux.

Zusammenfassung

Dieses Dokument beschreibt einen praktischen Ablauf für ein In‑Place Upgrade von CentOS 7 auf CentOS 8. Führen Sie umfangreiche Backups und Tests durch. In vielen Produktionsszenarien ist eine Neuinstallation und Migration die sicherere Option.

Wichtig: Testen Sie jeden Schritt zuerst in einer isolierten Umgebung.

Autor
Redaktion

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