Ethernet langsamer als WLAN? Ursachen, Prüfungen und praktische Lösungen

Ein kabelgebundenes Ethernet wird normalerweise dem drahtlosen WLAN vorgezogen – aus einem einfachen Grund: bessere Performance. Ethernet liefert in der Regel niedrigere Latenz, stabilere Übertragungen und ist weniger anfällig für Umgebungsstörungen. Trotzdem kann Ethernet gelegentlich langsamer sein als WLAN. In diesem Leitfaden erfahren Sie, warum das passiert und wie Sie das Problem systematisch beheben.
Warum Ethernet langsamer sein kann als WLAN und was Sie tun können
Wenn Ethernet langsamer ist als WLAN, stimmt etwas nicht. Mögliche Ursachen sind:
- Ein fehlerhaftes oder beschädigtes Ethernet-Kabel.
- Ein veralteter oder zu geringer Kabelstandard (Kategorie).
- Defekte Ethernet-Ports am Gerät oder Router.
- Veraltete oder falsche Netzwerk-Treiber.
- Ein aktiver VPN-Tunnel.
- Veraltete Router-Firmware.
- Falsche Netzwerkeinstellungen.
- Malware oder lokale Software, die Netzwerkverkehr einschränkt.
- Physische oder elektrische Störungen und Router-Hardwareprobleme.
Im Folgenden erklären wir, wie jede Ursache die Geschwindigkeit beeinflusst und wie Sie sie beheben.
Vorprüfungen: Schnell testen, bevor Sie tiefer graben
Führen Sie diese einfachen Checks durch, bevor Sie aufwändige Änderungen vornehmen:
- Messen Sie die Geschwindigkeit des kabelgebundenen und des drahtlosen Anschlusses mit einem Speedtest und vergleichen Sie die Ergebnisse. Keine Vermutungen – messen.
- Ziehen Sie das Ethernet-Kabel ab und stecken Sie es wieder ein, zuerst am Router, dann am Gerät.
- Starten Sie Router und Endgerät neu, um temporäre Störungen auszuschließen.
- Deaktivieren Sie VPN und prüfen Sie erneut.
- Fragen Sie Nachbarn mit demselben ISP, ob sie ähnliche Probleme haben (mögliche Drosselung seitens des ISP).
- Testen Sie dasselbe Kabel und denselben Routeranschluss an einem zweiten PC oder Laptop. Wenn das Problem auf mehreren Geräten auftritt, liegt es sehr wahrscheinlich am Kabel oder am Router.
Wenn diese Schritte das Problem nicht lösen, arbeiten Sie die folgenden Fixes der Reihe nach ab.
1. Kabel prüfen und bei Beschädigung ersetzen
Untersuchungstipps:
- Schauen Sie das ganze Kabel an: Knicke, Quetschungen (z. B. unter Möbeln), aufgehebelte Steckerschalen oder Bissspuren von Haustieren.
- Tauschen Sie das Kabel testweise gegen ein anderes aus. Selbst neu aussehende Kabel können intern beschädigt sein.
Ergebnis: Ein beschädigtes Kabel ist eine häufige und einfache Fehlerquelle. Ersetzen behebt viele Fälle sofort.
2. Kabelkategorie kontrollieren und bei Bedarf aufrüsten
Ethernet-Kabel gibt es in verschiedenen Kategorien (Cat5, Cat5e, Cat6, Cat6a, Cat7, Cat8). Ältere Kategorien begrenzen die maximale Übertragungsrate unabhängig vom Router oder Anbieter. Wenn Ihr WLAN schneller ist als die maximale Kapazität des Kabels, ist WLAN logischerweise schneller.
Kurz und praktisch:
- Cat5: veraltet für moderne Anforderungen.
- Cat5e: ausreichend für Gigabit-Netzwerke in den meisten Heimnetzwerken.
- Cat6/Cat6a: besser für höhere Bandbreiten und längere Distanzen.
- Cat7/Cat8: Einsatz in spezialisierten Umgebungen.
Empfehlung: Verwenden Sie mindestens Cat5e für Heimnetzwerke; für höhere Anforderungen Cat6 oder Cat6a.
3. Ethernet-Ports testen
Treten langsame Verbindungen nur in einem bestimmten Port auf, testen Sie andere LAN-Ports am Router und andere Anschlüsse am PC. Beobachten Sie die Änderung der gemessenen Geschwindigkeit.
Wenn ein anderer Port deutlich schneller ist:
- Vermeiden Sie den langsamen Port.
- Prüfen Sie Router-Einstellungen auf heruntergeregelte Portgeschwindigkeiten (z. B. 100 Mbps statt 1 Gbps).
- Bei dauerhaftem Hardwaredefekt: Austausch des Routers oder der Netzwerkkarte erwägen.
4. Netzwerktreiber aktuell halten
Veraltete Treiber können die Leistung mindern. Unter Windows aktualisieren Sie die Treiber so:
- Rechtsklicken Sie auf den Start-Button.
- Wählen Sie Geräte-Manager.
- Erweitern Sie Netzwerkadapter.
- Rechtsklicken Sie auf den Ethernet-Adapter und wählen Sie Treiber aktualisieren.
Alternativ laden Sie Treiber von der Website des Geräteherstellers oder vom ISP. Testen Sie nach der Installation neu.
Wichtig: Nutzen Sie keine ungeprüften Treiber-Downloader von Drittanbietern.
5. Router-Firmware aktualisieren
Firmware-Updates beheben oft Leistungseinbußen und Kompatibilitätsprobleme. Gehen Sie zur Weboberfläche Ihres Routers (IP-Adresse meist 192.168.0.1 oder 192.168.1.1) oder nutzen Sie die Hersteller-App. Suchen Sie nach „Firmware“ oder „System-Update“ und folgen Sie den Anweisungen.
Tipp: Notieren Sie vorher aktuelle Einstellungen oder exportieren Sie die Konfiguration, falls Sie sie später wiederherstellen müssen.
6. Netzwerk zurücksetzen als letzte OS-Maßnahme
Ein Netzwerk-Reset setzt alle Netzwerkadapter und -einstellungen auf Standard zurück. Das kann helfen, bringt aber alle benutzerdefinierten Einstellungen (statische IPs, DNS, Port-Weiterleitungen) zum Verschwinden.
Vorgehen (Windows): Einstellungen > Netzwerk & Internet > Netzwerk zurücksetzen. Nach dem Reset müssen Sie ggf. VPN-Clients, virtuelle Netzwerke oder spezielle Routen neu einrichten.
7. Elektromagnetische Störungen minimieren
Auch kabelgebundene Verbindungen leiden unter elektromagnetischen Interferenzen (EMI). Vermeiden Sie folgende Platzierungen:
- Kabel direkt neben starken Motoren (z. B. Waschmaschine, Klimagerät).
- Bündel mit vielen Stromkabeln über längere Distanzen.
Wenn möglich, verlegen Sie das Ethernet-Kabel mit ausreichend Abstand zu starken Stromquellen oder ersetzen Sie es durch ein geschirmtes Kabel (STP) für bessere Immunität.
8. Hardwareprobleme prüfen lassen
Defekte Router, fehlerhafte Netzwerkkarten (NIC) oder alternde Komponenten können die Leistung stark beeinträchtigen. Symptome sind wiederkehrende Verbindungsabbrüche, stark schwankende Messwerte oder dauerhaft niedrige Geschwindigkeiten.
Wenn Sie alle Schritte durchgegangen sind:
- Testen Sie mit einem anderen PC/Laptop.
- Schließen Sie Ihren PC direkt an den Router ohne Zwischen-Switch.
- Tauschen Sie die NIC aus (falls möglich) oder lassen Sie Router/NIC von einer Fachwerkstatt prüfen.
- Kontaktieren Sie den ISP, falls die Hardware des Providers beteiligt ist.
Wichtig: Bevor Sie Hardware austauschen, sichern Sie alle Konfigurationen und testen Sie mit minimaler Hardware (ein PC, ein Kabel, ein Router ohne weitere Geräte).
Erweiterte Ursachen und seltene Fälle
- VLAN- oder QoS-Einstellungen am Router können eingehende LAN-Geschwindigkeiten drosseln. Prüfen Sie QoS-Profile und Priorisierungen.
- Manche Managed-Switches besitzen Auto-Negotiation-Probleme, die Verbindungen auf 100 Mbps zwingen. Schalten Sie Auto-Negotiation testweise aus oder setzen Sie Ports auf manuelle Geschwindigkeit, wenn Sie sich damit auskennen.
- Energieverwaltungsoptionen des Betriebssystems können Netzwerkadapter drosseln. Deaktivieren Sie im Gerätemanager die Option „Computer kann das Gerät ausschalten, um Energie zu sparen“ bei der Netzwerkkarte.
Entscheidungshilfe: Welchen Fix zuerst versuchen
flowchart TD
A[Test: Ethernet langsamer als WLAN?] --> B{Treiber aktuell?}
B -- nein --> C[Treiber aktualisieren]
B -- ja --> D{Kabel sichtbar beschädigt?}
D -- ja --> E[Kabel ersetzen]
D -- nein --> F{Portwechsel verbessert?}
F -- ja --> G[defekten Port nicht nutzen]
F -- nein --> H{Firmware aktuell?}
H -- nein --> I[Firmware aktualisieren]
H -- ja --> J{VPN aktiv oder Energieoptionen?}
J -- ja --> K[VPN ausschalten / Energieoptionen prüfen]
J -- nein --> L[Hardware prüfen lassen / ISP kontaktieren]
Diese vereinfachte Entscheidungslogik hilft bei der systematischen Fehlersuche.
Prüf- und Akzeptanzkriterien für die Fehlerbehebung
- Nach Austausch des Kabels: gemessene Geschwindigkeit entspricht oder übersteigt vorherige WLAN-Werte.
- Nach Treiber- oder Firmware-Update: keine erneuten Verbindungsabbrüche innerhalb von 24 Stunden normalen Betriebs.
- Nach Portwechsel: Konsistente Speedtest-Werte an unterschiedlichen Router-Ports.
Checklisten nach Rolle
Heimnutzer:
- Speedtest per Ethernet und WLAN durchführen.
- Kabel sichtprüfen und testweise ersetzen.
- Router + PC neu starten.
- VPN deaktivieren.
- Treiber und Firmware aktualisieren.
- Falls möglich: anderes Gerät anschließen.
- Bei weiterem Fehler: ISP kontaktieren.
IT-Administrator:
- Logs des Routers und Managed-Switches analysieren.
- Auto-Negotiation und Duplex-Einstellungen prüfen.
- QoS- und VLAN-Konfiguration kontrollieren.
- Physikalische Kabelwege und Erdung untersuchen.
- NIC-Firmware und Betriebssystem-Updates planen.
Mini-Methodik: Schnelle 5-Schritte-Fehlerbehebung
- Messen Sie (Ethernet vs. WLAN).
- Klinken Sie Kabel ein-/aus und nutzen Sie einen anderen Port.
- Tauschen Sie das Kabel aus (Cat5e oder besser empfohlen).
- Aktualisieren Sie Treiber und Router-Firmware.
- Wenn nötig: Hardware prüfen lassen oder ISP-Einsatz anfordern.
Faktenbox: Wichtige Hinweise auf einen Blick
- Verwenden Sie mindestens Cat5e für Heimnetzwerke.
- Testen Sie immer mit einem anderen Gerät, um Fehlerquellen einzugrenzen.
- Firmware- und Treiberupdates beheben häufig Performance-Probleme.
- Elektromagnetische Störungen können auch kabelgebundene Links beeinflussen.
Kurz-Glossar
- Ethernet: Verkabelte Netzwerkverbindung per RJ45.
- NIC: Network Interface Card, die Netzwerkkarte im Gerät.
- Auto-Negotiation: Aushandlung der Übertragungsgeschwindigkeit und Duplex-Mode zwischen Geräten.
- QoS: Quality of Service, Dienstgüte-Einstellungen im Router.
Bildnachweis: Aquarius Studio / Shutterstock
Wann Ethernet trotz aller Maßnahmen langsamer bleiben kann
- Wenn Ihr Internetanschluss insgesamt eine niedrige Bandbreite bietet, kann selbst ein perfektes Ethernet nicht mehr liefern als die Leitung hergibt.
- Bei temporären Netzüberlastungen Ihres ISPs oder bei Problemen in der Backbone-Infrastruktur helfen lokale Maßnahmen nicht.
- In seltenen Fällen verursacht Malware oder eine kompromittierte Firmware extremen Datenverkehr, der die Geschwindigkeit verringert. Führen Sie einen Anti-Malware-Scan durch, wenn die Ursache unklar bleibt.
Zusammenfassung und empfohlene nächste Schritte
- Beginnen Sie mit simplen Checks: messen, Kabel prüfen, Port wechseln und neu starten.
- Aktualisieren Sie Treiber und Router-Firmware.
- Tauschen Sie alte Kabel gegen Cat5e/Cat6 aus.
- Prüfen Sie Einstellungen wie QoS, Auto-Negotiation und Energiesparoptionen.
- Wenn alle Maßnahmen scheitern: Hardware prüfen lassen und Ihren ISP informieren.
Wenn Sie diese Schritte befolgen, finden Sie die Ursache in den meisten Fällen innerhalb kurzer Zeit. Bleibt das Problem bestehen, hilft eine professionelle Fehlerdiagnose durch einen Techniker oder der Support Ihres Internetanbieters.
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