Technologieführer

Asterisk für Ihre erste PBX installieren

4 min read Telekommunikation Aktualisiert 28 Sep 2025
Asterisk installieren: Erste PBX einrichten
Asterisk installieren: Erste PBX einrichten

Warum Asterisk?

Asterisk ist eine erprobte, freie Software‑PBX. Sie bietet Basis‑PBX‑Funktionen, SIP‑Support, Anrufweiterleitung, Konferenzräume und eine große Community. Für einfache Büroumgebungen genügt Asterisk in Kombination mit einer GUI (z. B. FreePBX) oder reiner Konfiguration per Textdateien.

Primäre Suchintention und Varianten

Primäre Intention: Asterisk installieren und konfigurieren. Verwandte Varianten: Asterisk Einsteigeranleitung, PBX mit Asterisk, SIP Trunk einrichten, Dialplan Beispiele, Asterisk Sicherheits‑Hardening.

Voraussetzungen

  • Ein Linux‑System mit Kernel 2.6 oder neuer und installierten Kernel‑Headern.
  • Compiler gcc und Entwicklungsbibliotheken (z. B. libncurses/termcap, OpenSSL).
  • Bei Asterisk‑Addons: MySQL‑Client, MySQL‑Libs und Header.
  • Root‑Zugriff oder sudo.
  • Optional: öffentliche IP für SIP‑Trunking.

Wichtig: Prüfen Sie vor der Installation, ob bereits VoIP‑Dienste aktiv sind und wie die Firewall (iptables, nftables, cloud security groups) konfiguriert ist.

Dateien herunterladen

Legen Sie die folgenden Quellpakete in /usr/src/ (oder ein anderes Build‑Verzeichnis):

  1. zaptel
  2. libpri
  3. asterisk
  4. asterisk-sounds
  5. asterisk-addons

Hinweis: Verwenden Sie stabile Versionen, die zu Ihrer Distribution passen. Neuere Kernel/Hardware benötigen ggf. neuere Module (DAHDI statt Zaptel bei neueren Asterisk‑Versionen).

Schritt‑für‑Schritt Installation (Beispielaufbau)

Kopieren Sie alle Dateien in /usr/src/ und führen Sie folgende Schritte aus. Die Befehle sind als Beispiel für typische Quellpakete angegeben:

  1. Entpacken der Pakete (Beispiel):
cd /usr/src
tar -xzf zaptel-1.4.12.1.tar.gz
tar -xzf libpri-1.4.9.tar.gz
tar -xzf asterisk-1.4.20.tar.gz
tar -xzf asterisk-sounds-1.2.1.tar.gz
tar -xzf asterisk-addons-1.4.7.tar.gz
  1. Zaptel installieren:
cd zaptel-1.4.12.1
./configure
make
make install
make config
service zaptel start
  1. libpri installieren:
cd /usr/src/libpri-1.4.9
make
make install
  1. Asterisk kompilieren und installieren:
cd /usr/src/asterisk-1.4.20
./configure
make
make install
make samples
make config
  1. Sounds und Addons installieren:
cd /usr/src/asterisk-sounds
make install

cd /usr/src/asterisk-addons-1.4.7
./configure
make
make install
  1. Asterisk starten:
service asterisk start

Hinweis: Neuere Distributionen nutzen statt zaptel/DAHDI aktuelle Module. Passen Sie Paketnamen und Befehle Ihrer Distribution an. Wenn ein Schritt fehlschlägt, prüfen Sie fehlende Dependencies (gcc, make, libssl-dev, libmysqlclient-dev u. a.).

Important: Führen Sie Kompilationen und Installationen nicht direkt auf einem Produktionsserver aus — nutzen Sie eine Testumgebung oder Container/VM.

Erste SIP‑Erweiterungen konfigurieren

Fügen Sie die folgenden Sektionen in /etc/asterisk/sip.conf hinzu. (Die Template‑Kommentarzeile ist in Deutsch übersetzt):

[common](!) ; dies ist eine Vorlage.
type=friend
context=internal
host=dynamic
disallow=all
allow=ulaw
allow=alaw
allow=g723
allow=g729
dtmfmode=rfc2833

[1000](common)
username=1000
secret=1000

[1001](common)
username=1001
secret=1001

[1002](common)
username=1002
secret=1002

[1003](common)
username=1003
secret=1003

[1004](common)
username=1004
secret=1004

Diese Konfiguration erstellt fünf SIP‑Accounts (1000–1004). Verwenden Sie starke, individuelle Passwörter im Live‑Betrieb und speichern Sie secrets sicher.

Hinweis: Beliebte SIP‑Clients sind X‑Lite/Bria, hardware SIP‑Telefone (z. B. Cisco) oder ATA‑Adapter.

Dialplan (Konfiguration von extensions.conf)

Öffnen Sie /etc/asterisk/extensions.conf und fügen Sie einen einfachen Dialplan für interne Gespräche ein:

[internal]
exten=> _XXXX,1,Dial(SIP/${EXTEN})

Dieser Eintrag erlaubt Anrufe zwischen den vierstelligen internen Nebenstellen.

SIP‑Trunk konfigurieren (Ausgehend und Eingehend)

Für ausgehende/vermittelte Anrufe benötigen Sie einen SIP‑Provider (SIP‑Trunk). Tragen Sie ihn in sip.conf ein:

[trunk]
type=friend
context=internal
host=
disallow=all
allow=ulaw
allow=alaw
allow=g723
allow=g729
dtmfmode=rfc2833

Fügen Sie im Dialplan eine Regel hinzu, die ausgehende Rufnummern an den Trunk routet:

exten => _XXXXXXX.,1,Dial(SIP/trunk1/${EXTEN})

Kombinierte Beispielkonfigurationen (sip.conf und extensions.conf) ermöglichen so interne Gespräche und Outbound über den Trunk.

Firewall und Netzwerk

  • Öffnen Sie für SIP und RTP nur die benötigten Ports (z. B. UDP 5060 für SIP, RTP 10000–20000 standardmäßig). Beschränken Sie Quellnetzwerke, wo möglich.
  • NAT: Wenn Asterisk hinter NAT arbeitet, setzen Sie nat‑ und externip/Einstellungen korrekt (rtp.conf, sip.conf). Testen Sie Registrierung und Audio in beiden Richtungen.
  • Disable SIP ALG auf Routern/Firewalls, da ALG oft SIP‑Pakete verändert.

Wichtig: Deaktivieren Sie Firewalleinstellungen nur während der Einrichtung auf kontrollierten Testumgebungen. Aktivieren und testen Sie Sicherheit bevor Sie Live‑Einträge umstellen.

Sicherheits‑Hardening (Kurzliste)

  • Verwenden Sie sichere Passwörter; deaktivieren Sie guest/anonymous Calls.
  • Begrenzen Sie registrierende IP‑Ranges per peer/host wenn möglich.
  • Aktivieren Sie Fail2ban/iptables‑Regeln gegen Brute‑Force auf SIP.
  • Beschränken Sie SIP‑Codecs auf die benötigten Formate.
  • Regelmäßige Updates und Monitoring (Logrotation, CPU/Netzwerk‑SLI).

Troubleshooting – häufige Probleme

  • Kein Audio: Prüfen Sie RTP‑Ports, NAT‑Einstellungen und Router/SIP ALG.
  • Registrierung schlägt fehl: Überprüfen Sie Benutzername/Secret, host=dynamic/static sowie Port/Firewall.
  • Kompilierungsfehler: Fehlende -dev Pakete (z. B. libssl‑dev, libncurses5‑dev, libmysqlclient‑dev).

Alternative Ansätze

  • FreePBX: GUI‑Frontend für Asterisk, schneller Start ohne Konfig‑Dateien zu editieren.
  • OpenSIPS/Kamailio: Skalierbare SIP‑Proxys für große Carrier‑Setups (keine PBX‑Features out‑of‑the‑box).
  • Hosted PBX: Kein Infrastruktur‑Management, aber weniger Kontrolle.

Rollen‑basierte Checkliste

  • Administrator: Systemupdates, Backups, Firewall‑Konfiguration, Zertifikate.
  • PBX‑Operator: Benutzerverwaltung, Warteschlangen, Ansagen, Loganalyse.
  • Entwickler/Integrationsverantwortlicher: Dialplan‑Änderungen, API‑Schnittstellen, CTI‑Integration.

Abnahmekriterien

  • Alle internen Nebenstellen registrieren sich erfolgreich.
  • Bidirektionale Sprachverbindung (Audio) zwischen zwei internen Endpunkten.
  • Outbound‑Call über SIP‑Trunk verbindet und Audio ist stabil.
  • Firewall-Regeln erlauben nötigen Verkehr, ungewünschter Verkehr ist blockiert.

Mini‑Glossar (1‑Zeiler)

  • SIP: Signalisierungsprotokoll für VoIP.
  • RTP: Transportprotokoll für Echtzeit‑Audio/Video.
  • Trunk: Verbindung zu einem Provider für ausgehende/eingehende Anrufe.

Wann Asterisk nicht ideal ist

  • Sehr große Carrier‑Umgebungen mit extremem Throughput: hier sind spezialisierte SIP‑Proxies oft effizienter.
  • Wenn Sie keine Systemverwaltung wollen: Hosted PBX ist einfacher.

Kurze Zusammenfassung

Asterisk erlaubt Ihnen, eine flexible IP‑PBX aufzubauen. Folgen Sie den Kompilierungs‑Schritten, konfigurieren Sie SIP‑Accounts, Dialplan und Trunk und achten Sie besonders auf Firewall‑ und Sicherheitsaspekte. Testen Sie in einer isolierten Umgebung, bevor Sie produktiv gehen.

Bei Fragen schreiben Sie uns: Gventure.

Autor
Redaktion

Ähnliche Materialien

WhatsApp: Bild rückwärts suchen — Anleitung
Anleitung

WhatsApp: Bild rückwärts suchen — Anleitung

Android-Daten ohne Root wiederherstellen
Datenwiederherstellung

Android-Daten ohne Root wiederherstellen

Call of Duty Mobile auf Android installieren
Mobile Spiele

Call of Duty Mobile auf Android installieren

Microsoft Store: Automatische App‑Updates blockieren
Windows

Microsoft Store: Automatische App‑Updates blockieren

YouTube‑Wiedergabeverlauf ansehen & löschen
Datenschutz

YouTube‑Wiedergabeverlauf ansehen & löschen

Asterisk installieren: Erste PBX einrichten
Telekommunikation

Asterisk installieren: Erste PBX einrichten