Netzwerkgeräte unter Linux klonen und simulieren
Kurzanleitung: Installieren Sie einen SNMP-Agenten-Simulator (z. B. Verax), extrahieren Sie mit snmpwalk ein SNMP-Record-File vom echten Gerät, fügen Sie dieses File als neues virtuelles Gerät in die Simulator-Konfiguration ein und starten Sie den Simulator. Verwenden Sie virtuelle IPs und prüfen Sie Port 161. Diese Anleitung enthält eine Checkliste, ein SOP, Testfälle, Troubleshooting und Sicherheits-Hinweise.
Einleitung
Dieses Handbuch beschreibt Schritt für Schritt, wie Sie Netzwerkgeräte unter Linux klonen und mit freien, verbreiteten Tools simulieren. Solche Simulationen helfen bei Stresstests, Netzwerk-Audits, Monitoring-Tests und bei Schulungen. Kurz: Sie bauen eine virtuelle Kopie eines echten SNMP-fähigen Geräts, ohne die Produktion zu stören.
Begriffe in einer Zeile
- SNMP: Simple Network Management Protocol, Standardprotokoll für Netzwerkmanagement.
- snmpwalk: CLI-Tool, das SNMP-MIBs rekursiv ausliest.
Worauf Sie achten sollten
- Die simulierten Geräte verwenden virtuelle IP-Adressen im Netzwerk.
- Port 161 (SNMP) muss auf dem Simulator-Host frei sein.
- Java Runtime (mind. 1.6) ist erforderlich für Verax.
Voraussetzungen und benötigte Tools
- Linux (32- oder 64-Bit) – getestet auf SuSE, RedHat Enterprise, Debian.
- TCP/IP-Netzwerkverbindung.
- Java 1.6 oder höher installiert.
- NET-SNMP-Tools (z. B. net-snmp-utils).
- Verax SNMP Agent Simulator (kostenlose Version möglich).
- Netzwerk-Monitoring-Software (z. B. Zabbix, Nagios, Prometheus mit SNMP-Exporter).
Wichtige Hinweise
- Verwenden Sie keine produktiven IPs für die virtuellen Geräte, um Adresskonflikte zu vermeiden.
- Prüfen Sie Firewall- und Routing-Regeln, damit Monitoring-Server die virtuelle IP erreichen.
Übersicht der 4 Schritte
- Installation des SNMP-Agenten-Simulators
- Extrahieren eines SNMP-Record-Files vom physischen Gerät
- Hinzufügen des Geräts in die Simulator-Konfiguration
- Starten und prüfen der Simulation
Schritt 1: Installation des SNMP-Agenten-Simulators
- Laden Sie die Verax SNMP Agent Simulator-Paketdatei herunter und entpacken Sie sie (Beispiel: vxsnmpsimulator-1.3.1.zip).
- Empfohlener Installationspfad: /usr/local/vxsnmpsimulator
- Erstellen Sie die Konfigurationsdatei simulator.conf und legen Sie sie in /etc/verax.d/ ab.
- Öffnen Sie simulator.conf und passen Sie die Variable SIMULATOR_HOME an:
SIMULATOR_HOME="/usr/local/vxsnmpsimulator"- Setzen Sie JRE_HOME in der selben Datei auf Ihren Java-Pfad:
JRE_HOME=/usr/local/java/jdk1.6.0_14/bin/- Achten Sie auf den Namen der primären Schnittstelle (z. B. ‘eth1’). Diese Schnittstelle muss vorhanden sein, bevor der Simulator gestartet wird:
PRIMARY_INTERFACE='eth1'- Kopieren Sie das Start-/Init-Skript simulatord nach /etc/init.d.
- Geben Sie ausführbare Rechte:
- chmod +x /etc/init.d/simulatord
- chmod +x /usr/local/vxsnmpsimulator/conf/stop
- chmod +x /usr/local/vxsnmpsimulator/conf/vlan_up
- chmod +x /usr/local/vxsnmpsimulator/conf/vlan_down
Wichtig
- Passen Sie Pfade an Ihre Umgebung an. Verwenden Sie systemd-Unit-Dateien, wenn Ihr System systemd nutzt; alternativ können die init-Skripte in systemd-Services überführt werden.
Schritt 2: SNMP-Record vom physischen Gerät extrahieren
- Installieren Sie die NET-SNMP-Tools. Beispiel (RHEL/CentOS):
yum install net-snmp-utils- Erzeugen Sie ein SNMP-Record-File mit snmpwalk. Beispiel:
snmpwalk -On -Oe -OU -v2c -c public 192.168.100.8 > /root/cisco-snmprecordfile.txtErklärung der Optionen in einer Zeile
- -On: numerische OIDs; -Oe/-OU: Ausgabeformate; -v2c: SNMP Version 2c; -c public: Community-String.
- Kopieren Sie die erzeugte Datei in das Verzeichnis des Simulators, typischerweise vxsnmpsimulator/device.
Hinweis zur Konsistenz
- Prüfen Sie das File auf Vollständigkeit. Manche Geräte haben proprietäre MIBs, die zusätzliche OID-Zweige benötigen.
Schritt 3: Gerät in die Simulator-Konfiguration aufnehmen
Navigieren Sie zu vxsnmpsimulator/conf und öffnen Sie devices.conf. Fügen Sie einen neuen
Erläuterungen
- filepath: relativer Pfad zur SNMP-Record-Datei.
- ip: virtuelle IP-Adresse, die der Simulator übernimmt.
- netmask: CIDR-Angabe als Präfix/Netzmaske.
- port: UDP-Port für SNMP (Standard: 161).
Best Practices
- Nutzen Sie eine IP aus einem Test-Subnetz.
- Dokumentieren Sie Zuordnungen zwischen physischem Gerät und simuliertem Eintrag.
Schritt 4: Simulation starten und prüfen
- Stellen Sie sicher, dass Port 161 frei ist. Stoppen Sie ggf. laufende SNMP-Dienste.
- Starten Sie den Simulator-Service:
service simulatord start- Öffnen Sie die Management Console:
service simulatord console- Die Konsole fragt nach Verbindungsdaten. Bei lokalem Simulator bestätigen Sie die Standardparameter (127.0.0.1:43500) mit y.
- Verwenden Sie den Befehl SHOW in der Konsole, um simulierte Geräte aufzulisten.

Ergebnis
Sie sollten nun einen simulierten Cisco-Switch unter 192.168.160.34 sehen.
Final: Simuliertes Gerät in das Monitoring einbinden
- Prüfen Sie in der Management Console mit SHOW, ob das Gerät aktiv simuliert wird.
- Fügen Sie in Ihrem Monitoring-Tool ein neues SNMP-Gerät hinzu. Verwenden Sie die simulierte IP und den passenden Community-String / SNMP-Credentials.
- Testen Sie Abfragen (z. B. sysName, ifTable), Alerts und Metrik-Samplings.
Herzlichen Glückwunsch — Sie haben ein Gerät erfolgreich geklont und simuliert.
Mini-Cheat-Sheet
- snmpwalk-Beispiel: snmpwalk -On -Oe -OU -v2c -c public 192.168.100.8 > /root/device.txt
- Standard SNMP-Port: 161 UDP
- Simulator starten: service simulatord start
- Konsole: service simulatord console
Kurzanleitung / SOP (Schritt-für-Schritt)
- Backup: Sichern Sie aktuelle Konfigurationen und Firewall-Regeln.
- Installieren: Verax entpacken → /usr/local/vxsnmpsimulator.
- Konfigurieren: simulator.conf mit SIMULATOR_HOME und JRE_HOME aktualisieren.
- snmpwalk: Record-File vom physischen Gerät erzeugen.
- devices.conf: Record-File hinzufügen und virtuelle IP setzen.
- Starten: service simulatord start und console öffnen.
- Prüfen: SHOW ausführen, Monitoring anpassen.
- Testen: Polling-Intervalle, OID-Abfragen, Alarme.
Checkliste nach Rolle
Network Engineer
- SNMP-Record erzeugt und validiert
- Virtuelle IP geplant und dokumentiert
System-Administrator
- Java-Version installiert
- Dienst-Unit (systemd/init) korrekt eingerichtet
Monitoring-Engineer
- Monitoring-Tool an simuliertes Gerät angebunden
- Testalarme ausgelöst und validiert
Testfälle und Akzeptanzkriterien
- Akzeptanz: Monitoring-Tool liest sysName und ifTable korrekt vom simulierten Gerät.
- Testfall 1: snmpwalk gegen simulierte IP liefert OIDs wie im Record-File.
- Testfall 2: Monitoring erzeugt einen Alarm bei Interface-Down-Simulation.
- Testfall 3: Mehrere simulierte Geräte antworten parallel ohne Paketverlust.
Kriterien für bestanden
- Alle Abfragen liefern erwartete OID-Werte.
- Keine Port-Konflikte auf dem Host.
Fehlerbehebung und Incident-Runbook
Problem: Port 161 bereits belegt
- Lösung: Identifizieren mit netstat -unp | grep :161 oder ss -lunp | grep 161. Stoppen Sie den Prozess oder ändern Sie den Port des anderen Dienstes.
Problem: Simulator startet nicht
- Prüfung: Log-Dateien in /usr/local/vxsnmpsimulator/log prüfen.
- Prüfen: Pfadangaben in simulator.conf und Rechte der Skripte.
Problem: Monitoring kann simulierte IP nicht erreichen
- Prüfung: ip addr show auf Host prüfen, ob Alias-Adresse gesetzt ist.
- Prüfen: Routing und Firewall auf Host und Monitoring-Server.
Rollback
- Stoppen Sie simulatord, entfernen Sie das device-Entry aus devices.conf und starten Sie den Dienst neu.
Alternative Ansätze
- GNS3 oder EVE-NG: Für komplette Netzwerk-Topologien mit virtuellen Routern/Switches.
- NET-SNMP snmpsimd: Ein einfaches Python-basiertes SNMP-Simulator-Tool.
- Containerisierte Simulatoren: SNMP-Simulatoren in Docker-Containern, um Host-Konflikte zu vermeiden.
Wann diese Methode nicht geeignet ist
- Sie benötigen paketgenaue Latenz- und Timing-Tests.
- Das Gerät verwendet proprietäre, nicht exportierbare MIB-Module.
- Sie müssen Verhalten auf Layer 2 (Switching-Funktionen) realistisch emulieren.
Sicherheits- und Datenschutzhinweise
- Stellen Sie sicher, dass simulierte Geräte in separaten Test-VLANs oder isolierten Netzen laufen.
- Verwenden Sie sichere SNMP-Versionen (v3) für produktionsnahe Tests, wenn möglich.
- Sensible Konfigurationsdaten (z. B. Community-Strings) verschlüsselt speichern.
- GDPR/DSGVO: Simulierte Geräte dürfen keine personenbezogenen Daten aus Produktion enthalten.
Kompatibilität und Migrationstipps
- Prüfen Sie die Java-Version; neuere Simulator-Versionen benötigen ggf. Java 8+.
- Bei Systemd: Erstellen Sie eine systemd-Unit, anstelle /etc/init.d zu verwenden.
- Für automatisierte Tests: Versionieren Sie devices.conf und Record-Files in Git (kein Passwort im Repo).
Maturity Levels (heuristisch)
- Level 0: Manuelle snmpwalk-Abfragen, keine Simulation.
- Level 1: Einzelne simulierte Geräte zum Testen von Polling.
- Level 2: Mehrere simulierte Geräte, Monitoring integriert.
- Level 3: Vollautomatisierte Testumgebungen mit CI/CD und Containerisierung.
Kurzfaktenbox
- Protokoll: SNMP (UDP 161)
- Minimalanforderung: Java 1.6+
- Typische Tools: Verax SNMP Simulator, net-snmp-utils
Zusammenfassung
Mit dieser Anleitung können Sie reale SNMP-fähige Geräte klonen und in einer sicheren Testumgebung simulieren. Die wichtigsten Schritte sind: Simulator installieren, SNMP-Record mit snmpwalk erstellen, Gerät in devices.conf anlegen und Simulation starten. Testen Sie anschließend Monitoring-Integration und automatisieren Sie wiederholbare Tests.
Wichtige Punkte
- Verwenden Sie virtuelle IPs und isolierte Testnetze.
- Prüfen Sie Port- und Firewall-Konfiguration.
- Dokumentieren Sie die Zuordnung von physischem Gerät zu simuliertem Eintrag.
Social Preview (Kurzankündigung)
Simulieren Sie Netzwerkgeräte unter Linux: Anleitung zur Installation des Verax SNMP Simulators, Erzeugung von SNMP-Record-Files mit snmpwalk und Integration in Ihr Monitoring. Praktische SOP, Checklisten und Troubleshooting inklusive.
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