Audacity: Tempo und Tonhöhe unabhängig ändern

TL;DR
Ändere Tempo und Tonhöhe in Audacity getrennt, um Spuren besser aneinander anzupassen. Nutze Effekt > Tempo ändern für reine Zeitänderung, Effekt > Tonhöhe ändern für Schlüssel/Hz-Anpassungen und Effekt > Geschwindigkeit ändern nur, wenn beides proportional verändert werden soll. Kleine Anpassungen klingen sauberer; ab ~25 % treten hörbare Artefakte auf.
Schnellzugriff
Tempo ändern
Tonhöhe ändern
Beides gleichzeitig ändern
Wenn du Audiospuren zusammenfügst, passen manchmal Tempo oder Tonhöhe nicht zueinander. Audacity erlaubt dir, Tempo unabhängig von der Tonhöhe zu ändern — oder umgekehrt — damit alles besser ins Projekt passt.
Tempo ändern
Du kannst das Tempo ändern, ohne dass die Stimme piepsig oder langsam klingt. Markiere die Spur oder den Abschnitt, den du bearbeiten willst, und wähle Effekt > Tempo ändern…
Du kannst die Änderung in Prozent angeben oder Original- und Ziel-BPM eingeben. Alternativ passt du das Tempo so an, dass die Spur eine bestimmte Länge erhält. Das verlängert oder verkürzt die Spur. Bei Mehrspurprojekten musst du ggf. Spuren neu anordnen, damit alles zeitlich synchron bleibt. Diese Funktion ist nützlich, wenn du z. B. eine Gesangsspur strecken musst, damit sie über ein Instrumental passt.
Wichtig: Ändere das Tempo in kleinen Schritten. Große Werte erzeugen Artefakte, besonders bei Stimmen.
Tonhöhe ändern
Wenn du die Tonhöhe oder die Tonart ändern willst, wähle Effekt > Tonhöhe ändern…
Du kannst Prozent, Frequenz (Hz), Halbtöne oder Original- und Zieltonart (z. B. A → C#) eingeben. Das eignet sich gut für Saiteninstrumente. Beispiel: Du hebst ein Gitarrensolo an oder senkst es, damit es in einer anderen Stimmung spielbar ist.
Tipp: Für natürliche Ergebnisse bei Gesang nutze kleine Halbtoneverschiebungen und prüfe Formanten, falls verfügbar.
Beides gleichzeitig ändern
Meistens willst du nicht beides gleichzeitig ändern. Für spezielle Fälle wie Vinyl-RPM-Konvertierung ist das aber praktisch. Wähle Effekt > Geschwindigkeit ändern…
Du kannst zwischen 33⅓, 45 und 78 RPM umrechnen oder eine Prozentänderung vornehmen. Dabei ändern sich Tempo und Tonhöhe proportional.
Mini-Methodik: Schritt-für-Schritt
- Höre die Originalspur durch und notiere BPM und Tonart.
- Erstelle eine Sicherungskopie der Spur (Duplikat).
- Für Zeitkorrektur: Markiere Abschnitt → Effekt > Tempo ändern → Prozent/BPM eingeben → Vorschau anhören → OK.
- Für Tonartwechsel: Markiere Abschnitt → Effekt > Tonhöhe ändern → Halbtöne oder Zielton angeben → Vorschau → OK.
- Für proportionalen Wechsel: Effekt > Geschwindigkeit ändern → Wert einstellen → Vorschau → OK.
- Nachbearbeiten: Crossfades hinzufügen, Position anpassen, auf Artefakte prüfen.
Wann es scheitert
- Große Änderungen (>25 %) erzeugen hörbare Artefakte.
- Starke Tempo-Dehnung kann Transienten verwaschen.
- Monophone Sprachaufnahmen leiden stärker als Instrumente.
- Resonante Instrumente (z. B. Akkordeon) können metallisch klingen.
Wenn du sehr große Anpassungen brauchst, ist ein professionelles Time-Stretch-Plugin oder ein Re-Recording oft besser.
Alternative Ansätze
- Nutze spezialisierte Time-Stretch-/Pitch-Algorithmen (z. B. Elastique, zplane) als Plug-ins.
- Resample + Granular-Processing für kreative Effekte.
- Neu einspielen in gewünschter Tonart/Stimmung.
- Tempo-Mapping: Groove-Marker setzen und Stück anpassen statt ganze Spur zu strecken.
Rolle-basierte Checklisten
Podcaster:
- Prüfe Sprachverständlichkeit nach Tempoänderung.
- Entferne Klicks/Artefakte.
- Erhalte gleiche Lautstärke (Loudness).
Musiker/Produzent:
- Behalte musikalische Intention (Vibrato, Formanten).
- Verwende kleine Halbtöne bei Gesang.
- Vergleiche mit Instrumenten im Mix.
Archivist/Restaurator:
- Dokumentiere Originalgeschwindigkeit.
- Ziehe proportionalen Wechsel nur bei fehlenden Metadaten in Betracht.
Faktenbox
- Übliche RPM-Formate: 33⅓, 45, 78.
- Hörbare Artefakte treten oft ab ~25 % Änderung auf.
- Halbtonschritte (semitone): 12 pro Oktave.
Akzeptanzkriterien
- Kleine Tempoänderungen (<10 %) sollten frei von störenden Artefakten klingen.
- Tonhöhenanpassung um ±1–2 Halbtöne darf natürliche Formanten bewahren.
- Nach Anpassung sollen alle Mehrspuren synchron laufen oder leicht korrigierbar sein.
Glossar (ein Satz)
Tempo: Geschwindigkeit eines Stücks, meist in BPM.
Tonhöhe: Wahrgenommene Frequenz / musikalische Note.
Halbton: Kleinste standardisierte Schrittweite in westlicher Musik.
Resampling: Neuberechnung der Abtastrate einer Audiodatei.
Formanten: Resonanzfrequenzen, wichtig für natürliche Stimmen.
Wichtig: Arbeite mit Duplikaten, damit du jederzeit zur Originalfassung zurückkehren kannst.
Zusammenfassung
Ändere Tempo, wenn du nur die Länge anpassen willst. Ändere Tonhöhe, wenn du die musikalische Tonart brauchst. Nutze Geschwindigkeit ändern nur für proportionalen Effekt, etwa bei Vinyl-RPM-Konvertierungen. Teste in kleinen Schritten und höre auf Artefakte. Bei großen Änderungen erwäge andere Tools oder ein Neuregistrieren der Spur.
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