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Gefälschte microSD-Karten erkennen und testen

7 min read Hardware Aktualisiert 19 Oct 2025
Gefälschte microSD-Karten erkennen
Gefälschte microSD-Karten erkennen

Kurzversion: Billige microSD-Karten können gefälscht sein und deutlich weniger Kapazität oder Zuverlässigkeit bieten als angegeben. Prüfe Angebot, Verpackung und Verkäufer, und teste gekaufte Karten mit Tools wie FakeFlashTest, H2testw oder F3 bevor du wichtige Daten speicherst.

Nahaufnahme einer microSD-Karte im SD-Adapter

Günstige Speicherkarten erscheinen oft wie ein tolles Schnäppchen — zusätzliche Kapazität für wenig Geld. Leider gibt es viele gefälschte microSD-Karten im Markt. Diese Fälschungen treten auf großen Plattformen wie Amazon, eBay, Temu oder Wish auf und sind nicht auf dubiose Shops beschränkt.

Dieses Handbuch erklärt: wie du Fälschungen bereits beim Einkauf vermeidest, wie du gekaufte Karten sicher testest und welche praktischen Wiederverwendungsoptionen es für gefälschte Karten gibt.

Warum gefälschte microSD-Karten gefährlich sind

Gefälschte Karten können weniger nutzbaren Speicher bieten als angegeben, Daten verlieren oder extrem langsam sein. Im schlimmsten Fall beschädigen sie wichtige Aufnahmen von Kamera, Drohne oder Smartphone. Kurz: Nicht nur Geldverlust — auch Datenverlust.

Wichtiger Hinweis: Behandle jede verdächtige Karte wie potenziell unsicher. Sichere wichtige Daten immer mehrfach, bevor du sie ausschließlich auf einer neuen oder günstigen Karte speicherst.

Anzeichen für eine gefälschte microSD-Karte vor dem Kauf

Markenlogos, die es nicht gibt

Manche Karten tragen Marken, die niemals microSD-Karten herstellen. Beispiel: Ein „Xiaomi 512GB“-Label kann täuschen: Xiaomi verkauft nicht zwangsläufig eigene microSD-Karten im gleichen Design wie etablierte Hersteller. Wenn eine bekannte Marke ungewöhnliche Kapazitäten, seltsames Packaging oder schlechte Bildqualität in Listings zeigt, sei skeptisch.

Gefälschte Xiaomi-microSD-Karte auf Wish

Zufällige oder generische Markennamen

Kleine oder unbekannte Marken können legitime Qualitätsprodukte herstellen. Problematisch sind jedoch Marken, die Namen imitieren oder völlig generisch wirken und sehr hohe Kapazität zu extrem niedrigen Preisen anbieten. Solche Angebote sind häufig mit gefälschter Kapazität, sofortigem Ausfall oder instabilem Speicher verbunden.

Tipp: Vergleiche Verkäuferbewertungen, Rücknahmebedingungen und die Preise desselben Artikels auf mehreren Plattformen.

Technische Details, die nicht übereinstimmen

Achte auf Modellnummern, Produktcodes und Datenträgerklasse (z. B. UHS-I, UHS-II, V30). Wenn die angegebenen Details nicht mit offiziellen Produktseiten des Herstellers übereinstimmen, ist das ein Warnsignal.

Verbatim-microSD mit inkonsistenten Angaben

Beispiel: Ein Listing zeigt „Verbatim 44082 512GB“ — tatsächlich existiert das Modell 44082 nicht in dieser Kapazität oder Spezifikation laut Herstellerdokumentation. Solche Abweichungen lassen auf Fälschung oder Neuprogrammierung der Karte schließen.

Verpackung und Verkäuferprüfung

  • Achte auf Qualität der Verpackung (Schreibfehler, unscharfe Drucke).
  • Prüfe Verkäuferbewertungen und Retourenquote.
  • Vermeide Angebote ohne Rückgaberecht oder von Verkäufern mit nur sehr wenigen Bewertungen.

Wenn ein Angebot „zu gut, um wahr zu sein“ wirkt, ist es das oft.

Was tun, wenn die Karte schon gekauft ist: Testmethoden

Wenn Du die Karte bereits gekauft hast, teste sie umgehend. Drei gängige Werkzeuge decken alle gängigen Betriebssysteme ab:

FakeFlashTest (Windows)

FakeFlashTest Benutzeroberfläche

FakeFlashTest ist ein schnelles Windows-Tool, das die tatsächlich verfügbare Kapazität ermittelt. Es bietet zwei Modi:

  • Quick Size Test: Schreibt und liest zufällig verteilte 512-Byte-Segmente, um Offensichtlichkeiten zu erkennen.
  • Test Empty Space: Schreibt auf den gesamten freien Bereich und verifiziert, ob die Karte die Daten korrekt speichert.

So vorgehen:

  1. Karte per Kartenleser anschließen.
  2. FakeFlashTest starten.
  3. Quick Size Test für ersten Check ausführen.
  4. Bei Unstimmigkeiten Test Empty Space laufen lassen (dauert länger).
FakeFlashTest

Betriebssystem: Windows
Entwickler: RMPrepUSB
Kosten: Kostenlos

H2testw (Windows)

H2testw Anzeige zur Kapazitätsprüfung

H2testw ist sehr beliebt und prüft Karten, indem es den gesamten freien Speicher mit Testdateien füllt und anschließend wiederliest. Vorteile: einfach, robust für kleinere Laufwerke. Nachteile: bei größeren Karten sehr zeitaufwändig und gelegentlich weniger zuverlässig bei sehr großen Kapazitäten.

So vorgehen:

  1. Laufwerk auswählen.
  2. Test starten — Tool füllt freien Speicher mit Testdateien und liest sie zurück.
  3. Ergebnis prüfen: Fehler oder weniger als die angegebene Kapazität deuten auf Fälschung hin.
H2testw

Betriebssystem: Windows
Entwickler: How to Recover
Kosten: Kostenlos

Fight Flash Fraud (F3) für Linux und macOS

Für Linux und macOS ist F3 das Äquivalent. Es verwendet zwei Befehle: f3write und f3read.

Kurzer Ablauf:

  1. Karte mounten oder Laufwerksbezeichnung notieren (z. B. /dev/sdb oder /Volumes/NAME).
  2. f3write — das Tool schreibt Testdateien in den freien Bereich.
  3. f3read — das Tool liest die Testdateien und berichtet Fehler bzw. echte Kapazität.

Beispiel (macOS/Linux):

# Laufwerkspfad anpassen
f3write /Volumes/MICROSD
f3read /Volumes/MICROSD

Für macOS gibt es F3X als grafische Oberfläche und für Linux F3-qt.

Wie du Testergebnisse interpretierst

  • Kein Fehler und die angezeigte Kapazität entspricht der beworbenen Angabe: Karte wahrscheinlich echt.
  • Fehler beim Schreiben/Lesen oder angezeigte Kapazität deutlich niedriger: Karte gefälscht oder defekt.
  • Langsame Schreib-/Lesegeschwindigkeiten: Möglicherweise minderwertiger Speicher oder Reset auf kleinere effektive Kapazität.

Wichtig: Tests beanspruchen den Speicher stark. Führe Tests nur, wenn du keine wichtigen Daten auf der Karte hast oder vorher Backups angefertigt sind.

Entscheidungshilfe beim Umgang mit einer gefälschten Karte

  • Rückgabe möglich: Sofort Rückgabe/Erstattung anstoßen.
  • Keine Rückgabe: Entsorgen oder umzunutzen (siehe Wiederverwendung unten).
  • Geschäftskunde oder Verkäufer: Dokumentiere Beweise (Fotos, Testlogs) für Reklamation.

Wiederverwendungsmöglichkeiten für gefälschte oder defekte microSD-Karten

Auch wenn eine Karte in der täglichen Nutzung nicht zuverlässig ist, gibt es sinnvolle Einsatzfelder:

  • Temporäre Testdaten und Laborexperimente.
  • Sensor- oder Logging-Aufgaben, bei denen verlorene Daten tolerierbar sind.
  • Boot-Medien für alte Geräte, sofern die Kapazität ausreicht.
  • Kunst- oder Bastelprojekte — kein Datenrisiko.

Nicht empfohlen: Langfristige Speicherung wichtiger Fotos, Videos oder sensible Daten.

Checkliste für den sicheren Kauf von microSD-Karten

PrüfpunktWarum relevant
Verkäuferbewertung prüfenSeriöse Händler haben Historie und Rückgabemöglichkeiten
Produktdetails mit Herstellerseite abgleichenModellnummern, Kapazität und Klasse müssen übereinstimmen
PreisvergleichExtrem niedrige Preise sind verdächtig
Verpackung und Fotos genau ansehenDruckfehler, unscharfe Bilder können auf Fälschung hindeuten
Rückgabe- und GewährleistungsbedingungenEinfacher Umtausch reduziert Risiko

Mental Model: Trust, but verify

Denkweise: Kaufe bei vertrauenswürdigen Händlern, akzeptiere aber niemals blind die technischen Angaben. Teste neue Karten, bevor du ihnen wichtige Dateien anvertraust.

Wann Tests versagen oder nicht aussagekräftig sind

  • Manche anspruchsvollere Fälschungen manipulieren Dateisystem-Reports und zeigen scheinbar korrekte Ergebnisse bei kurzen Tests.
  • Sehr große Karten (z. B. 512 GB und größer) benötigen lange Testläufe und alte Tools können Zeitüberschreitungen oder Fehlermeldungen produzieren.
  • Defekte Karten können teilweise fehlerfrei erscheinen, bis sie unter Last stehen.

Wenn Zweifel bleiben: Entsorgen oder nur für unkritische Anwendungen nutzen.

Risiko-Matrix und Gegenmaßnahmen

  • Risiko: Datenverlust

    • Auswirkung: Hoch
    • Minderung: Vor Nutzung Backup erstellen; Karte testen
  • Risiko: Finanzielle Verluste

    • Auswirkung: Mittel
    • Minderung: Bei bekannten Händlern kaufen; Rückgaberecht nutzen
  • Risiko: Geräteschäden (selten)

    • Auswirkung: Gering bis mittel
    • Minderung: Karte zuerst mit Testtools prüfen

Handlungsempfehlungen nach Rollen

  • Endverbraucher: Kaufe bei namhaften Händlern, teste neue Karten sofort, sichere Daten mehrfach.
  • Fotograf/Professionell: Nutze nur geprüfte Marken mit Garantie und hoher Schreibleistung (UHS/Vx-Klassen).
  • Händler/Reseller: Dokumentiere Lieferketten, ziehe Chargentests in Betracht, biete Rücknahme an.

Kurze Anleitung zur Wiedergutmachung: Beweissicherung für Reklamation

  1. Fotos von Verpackung, Rückseite der Karte und Verkäuferseite machen.
  2. Testlogs von FakeFlashTest/H2testw/F3 speichern.
  3. Verkäufer kontaktieren, Beweismaterial anhängen, Rückgabe/Erstattung fordern.

Fazit

Günstige microSD-Karten sind verlockend, aber viele Angebote sind gefälscht. Die beste Verteidigung ist gesunder Menschenverstand beim Kauf und sofortiges Testen nach dem Auspacken. Mit einfachen Tools wie FakeFlashTest, H2testw und F3 lässt sich die tatsächliche Kapazität überprüfen. Wenn die Karte sich als Fälschung herausstellt, dokumentiere die Befunde und versuche Rückgabe oder Erstattung. Falls das nicht möglich ist, nutze die Karte nur für unkritische Zwecke.

Wichtige Punkte:

  • Prüfe Verkäufer, Verpackung und technische Details beim Kauf.
  • Teste neue Karten bevor du darauf wichtige Daten speicherst.
  • Bewahre Tests und Beweisfotos auf, wenn du reklamieren willst.

Zusammenfassung: Mit Aufmerksamkeit beim Kauf und den richtigen Tools lässt sich das Risiko gefälschter microSD-Karten deutlich minimieren.

Autor
Redaktion

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